Die Vereinsgeschichte des Schützenvereins “1899” Steinekirch e.V.

“Heute am zweiundzwanzigsten November achtzehnhundertneunundneunzig wurde eine Versammlung im Gasthaus des Johann Eisele von hier um Gründung eines Zimmerstutzen-Schützenvereins abgehalten. Es erschienen dreizehn Mitglieder und wurde von denselben die Wahl der Vorstandschaft angenommen. Der Verein wählte zur Leitung seiner Angelegenheiten und zwar schriftlich, einen Vorstand, einen Schützenmeister, einen Schriftführer und Cassier und zwei Ausschußmitglieder.
Giestel Korbinian (zugleich erster Vorstand),
Ruf Johann (der erste Schriftführer und Kassier),
Streit Andreas (der erste Schützenmeister),
Hartmann Michael, Rölle Josef (Ausschußmitglieder),
Kast Josef, Streit Modest, Wiedemann Johann, Dietrich Balthasar,
Eisele Johann, Eisele Otto, Kraus Josef, Brychewitz Alexander”
Mit diesem Eintrag in das Protokollbuch beginnt die Geschichte des Schützenvereins “1899” Steinekirch e.V.
Im Jahr 1905 wurden drei Generalversammlungen abgehalten, in deren Verlauf eine Veränderung der Statuten beschlossen wurde, die besagte, dass das Vereinsvermögen den beiden zuletzt verbleibenden Mitgliedern zufallen solle.
1906 erfolgte ein Wechsel des Vereinslokals vom Oberen Wirt zum Unteren Wirt, dessen Besitzer Georg Wall war. Ab 1912 hielt der Schützenverein seine Versammlungen wieder beim Oberen Wirt, dem heutigen Gasthaus Prestele, ab. In der Folgezeit findet man, sicherlich bedingt durch den 1. Weltkrieg, im Protokollbuch keine Eintragungen. Im Mai 1924 feierte der Verein sein 25-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlaß wurde erstmals eine Standarte angeschafft, die sich heute noch im Besitz des Vereins befindet.
In den zwanziger Jahren und zu Beginn der dreißiger Jahre trat der Verein häufig im Saal des Oberen Wirts mit Theatervorstellungen auf (z.B. “Jedermann”, “Die Rabensteinerin”), die sich bei der Bevölkerung von Steinekirch großer Beliebtheit erfreuten. Die Federführung dieser Laienspiele lag in den Händen von Josef Baumeister, dem späteren Bürgermeister des Ortes.

Zu Beginn des Jahres 1934 schloß sich der “Kleinkaliber-Verein” dem “Zimmerstutzen-Schützenverein” an. Zu diesem Anlaß wurde der Vereinsname in “Zimmer- und Kugelstutzenverein”, später in “Schützenverein Steinekirch” umbenannt. Im gleichen Jahr richtete man auch den Kleinkaliberstand in der Platte wieder her.
Im Verlauf des 2. Weltkrieges kam das Vereinsgeschehen völlig zum Erliegen. Das gesamte Vereinsvermögen und die beiden vereinseigenen Gewehre gingen in dieser Zeit verloren. Lediglich die Standarte wurde gerettet.
Da die Amerikaner nach Kriegsende jegliche Vereinstätigkeit verboten, konnte erst im Jahr 1950 der Schützzenverein Steinekirch reaktiviert werden. Bereits im ersten Jahr ließen sich 84 Personen als Mitglieder eintragen. Die Vereinsversammlungen und Übungsschießen fanden wieder im Gasthaus Prestele statt. Vier Jahre später schaffte sich der Verein eine Schützenkette an. Ab 1954 wurde auch die langjährige Laienspieltradition unter der Leitung von Frau Fleiner bis 1961 fortgeführt.

von links: Wall Karl, Beck Fritz, Leitenmaier Max, Eisele Peter, Reiter Theodor, Fischer Gabriel, Huber Josef, Fischer Martin, Giestel Rudolf
vorne: Streit Andreas
In den 50ger Jahren trat der Verein dem Bayerischen Sportschützenbund bei und feierte im Juni 1959 sein 60-jähriges Gründungsfest mit einem Jubiläumsschießen und einem Kameradschaftsabend. Um den Nachwuchs zu fördern, wurde 1973 eine Jugendgruppe gegründet und ein spezielles Jugendgewehr gekauft. Im gleichen Jahr beschlossen die Mitglieder die Anschaffung einer eigenen Vereinsfahne, die im folgenden Jahr im Rahmen des 75-jährigen Jubiläums geweiht wurde. Nur durch die Solidarität der Bevölkerung des Ortes konnten die Mittel für den Kauf aufgebracht werden. Zu diesem Fest wurde auch erstmals eine einheitliche Schützentracht eingeführt.

75-jähriges Vereinsjubiläum
von links vordere Reihe: Fischer Hildegard, Kastner Gerda, Hörmann Christine, Lehner Renate, Leitenmaier Maria, Miller Waltraud, Hartmann Herlinde, Rölle Margot, Färber Bernadette(Festdamen) hintere Reihe: Färber Johann (1. Vorstand), Katzenschwanz Karl (2. Vorstand), Micheler Stefan, Miller Josef, Eisele Hermann (Fahnenabordnung), Steinbacher Rosa (Schützenliesl), Steinbacher Pius (Schützenkönig)
Vom Jahr 1975 an besuchten Kinder aus Steinekirch die Volksschule in Zusmarshausen, wodurch das Schulgebäude in unserem Dorf frei wurde. Unter der Federführung von Fritz Beck nutzte der Schützenverein diese Gelegenheit zur Verbesserung seiner Übungs- und Wettkampfbedingungen und baute die beiden ehemaligen Klassenzimmer zu einem Schützenheim mit sieben Zugständen um. In den folgenden Jahren wurden die Räume und deren Einrichtungen nach und nach modernisiert und so ausgebaut, dass man einerseits den gestiegenen Anforderungen für einen geregelten Schießbetrieb gerecht werden konnte und andererseits die Möglichkeit hatte, den gemütlichen Teil des Vereinslebens in einer angenehmen Umgebung zu verbringen.
Im Jahr 1982 gründete der Schützenverein zusammen mit der Freiwilligen Feuerwehr von Steinekirch die Burgfestgemeinschaft, die jährlich das weitbekannte und beliebte Burgfest organisiert und ausrichtet. Ferner beteiligt er sich regelmäßig am Aufstellen des Maibaums sowie an der Gestaltung der Maifeier und trägt durch zahlreiche weitere Aktivitäten zu einem gut funktionierendem Dorfleben bei. Durch die regelmäße Teilnahme an Pokalschießen, Jubiläumsveranstaltungen und Festumzügen erfreut sich unser Verein großer Beliebtheit in der näheren und weiteren Umgebung.
Im Jahre 1999, konnten wir auf ein Jahrhundert Vereinsgeschichte zurückblicken. Aus diesem erfreulichen Anlaß feierten wir im Mai 1999 das 100-jährige Gründungsfest mit Festschießen, einem Festzug mit zahlreichen Vereinen und einem musikalischen Begleitprogramm für Jung und Alt. Unsere Vereinsfahne präsentierte sich zum Fest in neuem Glanz, denn sie konnte dank der abermaligen finanziellen Unterstützung zahlreicher Firmen und der Einwohner von Steinekirch völlig restauriert werden.
Angesichts der hohen Mitgliederzahl von ca. 190 Personen und aufgrund der erfreulichen Tatsache, dass sich auch der Nachwuchs tatkräftig an unseren Aktivitäten beteiligt, muss sich der Schützenverein “1899” Steinekirch um sein Weiterbestehen keine Sorgen machen und kann zuversichtlich in die Zukunft blicken.
Arthur Englert